Journalistin Dipl.-Volkswirtin
Textproben

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Aus: "Wir sind nicht Sklaven eines neuronalen Sets", Interview mit Gehirnforscherin Cori Bargmann

Die Tür zum Professorenzimmer steht auf, und man sieht Bargmann am Computer tippen. Sie trägt ein schwarzes Kleid. Die Fensterbank zieren leere Champagnerflaschen. Den trinkt sie nicht nur gern, wie sie lachend erklärt. Jede Flasche trägt Datum und Namen – zur Erinnerung an die Promotion eines Mitarbeiters. Der Zahl nach zu schließen, sind ihre Kollegen ziemlich erfolgreich.

Frau Prof. Bargmann, was mögen Sie – außer Champagner – am liebsten?
Eiskrem. Weshalb?

Uns interessiert, ob Sie als Gehirnforscherin diese Vorliebe erklären können.
Ach so! Nun, Menschen fühlen sich zu Essen hingezogen, das reich an Kalorien ist, mit viel Zucker und viel Fett. Entwicklungsgeschichtlich gesehen, erhöht das unsere Überlebenschance. Die Menschheit lebte überwiegend unter Bedingungen, in denen Nahrung knapp war.

Aber woher weiß das Gehirn, dass Eiskrem viele Kalorien enthält?
Wir kommen mit einem angeborenen Wissen zur Welt, das uns sagt, was gut für uns ist. Im Labor haben wir entdeckt, dass es so etwas wie einen Plan gibt für Nervenzellen, der sie auf bestimmte Nahrungsreize reagieren lässt.

Absatzwirtschaft September 2014

 

Aus: Chance für das Weltklima, Bericht über die Umweltpolitik der Vereinten Nationen

Trotzdem gibt es Hoffnung. Die Haltung der Amerikaner sei kooperativer geworden, berichtet ein Insider: "Früher haben sie die Verhandlungen in der Uno eher gebremst, heute unterstützen sie sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten." Auch China scheint aufgeschlossener zu werden, nicht zuletzt, weil die Wirtschaft dort inzwischen mit Umwelttechnik viel Geld verdient.

Und noch eine gute Nachricht gibt es: "Aus den Erfahrungen von Kopenhagen hat die Welt gelernt", sagt Scott Barrett. Damals war der vielleicht größte Fehler, dass viele wichtige Entscheidungen nicht im Vorfeld geklärt, sondern ins Plenum getragen wurden. Diesmal ist der Prozess sorgfältig orchestriert. "Vorstrukturierung ist das Zauberwort", sagt Maue.

Das Parlament, 25.8.2014

 

Aus: Der Wirtschaftswitzenschaftler, Reportage über den Standup-Economist Yoram Bauman

"Der Unterschied zwischen Volks- und Betriebswirten? Die einen behaupten, dass Unternehmen ihre Gewinne maximieren, die anderen tun es" – so geht einer von Baumans Sprüchen. Er selbst macht gern sein eigenes Ding, auch wenn das anstrengender ist als Vorlesungen halten. Um in Princeton aufzutreten, ist er sechs Stunden von seiner Heimatstadt Seattle nach New York geflogen, nimmt dann die Vorortbahn in die kleine Universitätsstadt in New Jersey. Er trägt eine blaue Jeans und eine petrolfarbene Windjacke und wirkt noch leicht verschlafen. Sein Tag ist voll gepackt mit Auftritten an der Eliteuniversität.

Liberal, Juni 2014

 

Aus: Der Mobilität von morgen auf der Spur, Reportage aus den Autolabs von Silicon Valley

Rot, gelb, grün, blau. Vor der Tür von BMW in Mountain View steht ein leuchtend buntes Fahrrad. Ein Mitarbeiter von Google muss es dort abgestellt haben, denn mit genau diesen Rädern bewegt man sich über den riesigen Campus des Internet-Giganten. Der liegt nur ein paar hundert Meter entfernt vom Tech Office des Münchner Konzerns – ein großes Plus für den Standort. Den 1970er-Jahre-Bau mit den braun getönten Scheiben will Büroleiter Dirk Rossberg umbauen und aufwerten, ein Architekt ist schon am Werk. "Man muss den Mitarbeitern etwas bieten", sagt Rossberg, der ein schwarzes T-Shirt trägt, eine beige Stoffhose und gelb-schwarze Turnschuhe. In Deutschland würde eine Führungskraft wie er Besucher wohl in Anzug und Krawatte empfangen, und sicher wäre er "Dr. Rossberg". In Mountain View streckt der 47jährige die Hand aus und sagt: "Dirk."

Absatzwirtschaft Mai 2014

 

Aus: Kritische Masse, Report über das Crowdfunding von Gewerbeimmobilien

Die Idee: Herr und Frau Jedermann investieren online kleine Beträge in große Projekte. In ein Bürohaus in der Innenstadt oder ein Restaurant um die Ecke. Im Gegenzug werden sie an den Einnahmen beteiligt – Mieten oder Geschäftsgewinnen. "Wir demokratisieren den Markt", sagt der 31jährige selbstbewusst. Wer braucht noch Fondsmanager und Banken?

Süddeutsche Zeitung 25.4.2014

 

Aus: Der Punkrock-Stratege, Porträt des Twitter-Gründer Jack Dorsey

Dass sich Dorsey als Punker einen Nasenring verpasste, drei Ausbildungen abbrach und kuriose Hobbys wie Botanisches Zeichnen pflegte, gilt aus heutiger Sicht nicht als asozial, sondern als Beleg seiner Genialität. Man muss aber auch etwas schräg ticken, um auf eine Idee wie Twitter zu kommen: Um sich vorstellen zu können, dass es Leute gibt, die sich mit 140 Anschlägen – die Obergrenze für eine Twitter-Kurznachricht – verständigen wollen. Die Spaß daran haben, sich im Telegrammstil zu äußern, mit kryptischen Abkürzungen, die man lernen muss wie einen Code.

Ein geselliger Mensch hätte ein System wie Twitter wahrscheinlich nicht erfunden. Doch kommunikationsstark war Dorsey nie. Der Schauspieler ­Ashton Kutcher, der ihn gut kennt, sagt über Dorsey: "Wenn Jack spricht, zählt jede Silbe."

Cicero, Dezember 2013

 

Aus: Post für Madame Matilda, Report über Immobilienbranding

Der Saga zufolge schlich an einem Winterabend ein zerzauster Streuner am Portier vorbei in die Lobby. Der damalige Besitzer, Frank Case, bewies Herz und nahm das Tier auf. Er taufte den rotbraunen Stubentiger "Rusty" und verwöhnte ihn nach Strich und Faden – angeblich nahm der Stromer seine Milch später nur noch aus einem Champagnerglas entgegen.

Längst ist aus Mitleid Marketing geworden, das vor allem Familien an das Hotel bindet. "Tiere stellen eine starke emotionale Beziehung her", sagt von Starck. Zumal sich so schöne Anekdoten über sie erzählen lassen. So wurde Algonquin-Kater Nummer sechs, genannt Hamlet, in den 1980er Jahren während einer Renovierung angeblich versehentlich in einen Hohlraum einbetoniert; bei Vollmond soll schon mal sein Geist gegen die Wände kratzen.

Süddeutsche Zeitung 3.1.2014

 

Aus: Linientreue Chef-Volkswirte im Duell, Bericht über eine Diskussion der ökonomischen Berater der Präsidentschaftskandidaten

Die Debatte zeigt, worum es bei dieser Wahl geht: um die Rolle des Staats in der Wirtschaft. Hubbard glaubt, dass Wachstum nur erreicht werden kann, wenn sich der Staat zurücknimmt und durch Entlastung der Privaten Dynamik freisetzt. Liebman fürchtet, dass die Wirtschaft ohne stützende Staatsnachfrage in die Rezession zurückfällt und besonders die Mittelklasse leidet, wenn Ausgaben für Bildung und Infrastruktur gekürzt werden. Er zählt Programme auf, mit denen Obama versucht, öffentliche Schulen und Universitäten zu verbessern. Aber braucht die Mittelschicht das überhaupt?

Im Wahlkampf vor vier Jahren gab es eine ähnliche Veranstaltung, ebenfalls an der Columbia. Damals traten Austan Goolsbee als Obama-Berater und Douglas Holtz-Eakin als Chefökonom von John McCain gegeneinander an. Es war eine Fachdiskussion unter Wirtschaftswissenschaftlern, die unterschiedliche Konzepte gegeneinander stellten und sich auch mal erlaubten, vom offiziellen Kurs abzuweichen. Hubbard und Liebman jedoch sind linientreu.

Handelsblatt, 10.10.2012

 

Aus: Deutsche Wissenschaftler wollen heim, Bericht über Rückkehrer
aus den USA

Freiwillig zurück nach Deutschland – das war noch vor 10, 15 Jahren für die Wissenschaftselite kaum denkbar. Wer es geschafft hatte, eine internationale Spitzenposition zu ergattern, der blieb im Ausland, wissend, dass er ähnlich gute Bedingungen in Deutschland nicht vorfinden würde. Der so genannte "Brain Drain" machte Schlagzeilen: vom Schwund des intellektuellen Kapitals war die Rede, vom Verlust der Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Doch nun hat sich, in aller Stille, der Trend umgekehrt: In den USA, dem beliebtesten Auswandererland, hat ein Exodus von Akademikern in die alte Heimat eingesetzt. "Wenn man vor einigen Jahren das Thema Rückkehr ansprach, war die Standardreaktion: Was wollt ihr von uns? Ihr habt doch nichts zu bieten", sagt Irmintraud Jost, die in New York die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg vertritt. "Das hat sich ganz deutlich geändert."

Manager Magazin Online, 7.2.2012

 

Aus: Kompetent, aber herzlos, Porträt von HP-Chefin Meg Whitman

Jahrzehntelang hatte die Managerin nicht einmal gewählt. Das war nicht ihr einziges Glaubwürdigkeitsproblem: Schnell kam heraus, dass sie seit acht Jahren eine illegale Einwanderin als Haushälterin beschäftigte, obwohl der Kampf gegen Schwarzarbeit eines ihrer zentralen Wahlkampfthemen war. Schlimmer noch: Als die Sache aufflog, setzte sie die Angestellte von einem Tag auf den anderen auf die Straße. Und bestätigte so das Urteil, das viele Wähler über Manager haben: kompetent, aber herzlos.

Cicero, Januar 2012